? ENDE GUT ALLES GUT

Der Transparente Mensch

DIE ÖLFARBENLASUREN


Absicht Einsicht Durchblick Rücksicht Aussicht

Bis es zum Einsatz von Ölfarben kommt, muss man sich für mindestens vier Wochen eine andere Beschäftigung suchen. Ich nutze die Zeit meistens mit meiner Familie: Wir räumen das Atelier auf, bringen danach alles wieder durcheinander und flüchten in den nächsten Raum, um ihn der gleichen Tortur zu unterziehen. Sobald das ganze Haus auf den Kopf gestellt wurde, kommt meistens Besuch von alten Bekannten, die den Garten verwüsten. Wenn am nächste Tag Besuch aus der Verwandtschaft eintrifft, hören wir uns beim Frühstück geduldig die Verbesserungsvorschläge an, wie man sein Zuhause besser in geregelter Ordnung halten könne. Unsere Kinder diskutieren dabei eifrig mit, eigen sich verständig und demolieren danach die Garage.

Nach vier Wochen räume ich das Atelier alleine auf, sperre es ab und erzähle dem Modell am Telephon, wie begeistert alle von der gewählten Lichtführung, seiner exzellenten Haltung und dem tiefem Ausdruck der Augen seien. In einem Nebensatz kommt zum Ausdruck, dass jetzt nur noch 200 Stunden zu malen seien und dass hierfür die Vorräte an diesen gekühlten, erheiternden und kohlensäurehaltigen Getränk wieder aufgefüllt seien.

Nun erst kommt es zur endgültigen Farbfassung des Kunstwerkes. Ölfarben oder Pigmente werden mit Malmittel verdünnt aufgetragen. Die Ölfarben besitzen zwar nicht so viel Leuchtkraft wie Temperafarben, aber im Gegensatz zur Untermalung mit Eitemperafarben ist hier ein fließender Übergang von einem Farbton zum nächsten möglich - der sogenannte "Schmelz". Je nach Größe des Vorrats an gekühlten, erheiternden und kohlensäurehaltigen Getränken werden bis zu ca. vier Ölfarbenschichten übereinander gelegt. Die Untermalung hingegen leuchtet, je nach Verdünnungsgrad der Ölfarben, mehr oder minder stark durch diese "Lasuren" und verleiht dem Bild ein tiefes Leuchten der Farben.

Die nächsten 192 Stunden muss man sich einiges einfallen lassen, um dem Modell das Gefühl zu vermitteln, wie unentbehrlich es für den Werdegang des Künstlers sei, und welches Museum sein Abbild wohl eines Tages schmücke. Zwischendurch werden neue Maltermine von unwillkommenen Gästen deratig gestöhrt, dass man erst zwei Tage später die Arbeit wieder aufnehmen kann. Danach räumt man das Atelier auf und sperrt es wieder ab. In der Endphase sollte man alle möglichen Stöhrfaktoren von vornherein wegorganisieren (z.B. die unliebsamen Gäste vom vorvorgestrigen Abend) bis das Kunstwerk endlich vollendet ist.

Wenn man mit seinem Bild zufrieden ist und das Modell wieder mit einem spricht, lädt man am übernächsten Abend das Modell und all seine wohlhabenden Freunde zu einem Glas Caipirinha ein. Am Abend diskutiert man darüber, dass man nicht betrübt darüber sei, dass die Welt hier das Genie noch nicht erkannt habe, da Künstler wie Michelangelo, da Vinci, K. D. Friedrich, v. Gogh u.v.a. seien auch von ihren Zeitgenossen verkannt worden.

61 KB
2 KB "Ute"
Lw. grundiert
120cm x 180cm
33 KB Vorzeichnung
Bleistift/Kohle
33 KB Imprimitur
Tempera/Pigm.
45 KB Untermalung
Tempera/Pigm
39 KB Weißhöhung
Tempera/Pigm
34 KB Endfassung
Ölfarbenlasuren
Mit dem Bezahlen wird man das meiste Geld los. (W. Busch) Belohnung
Druckfarbe/Papier
14,6cm x 7,1 cm


Absicht Einsicht Durchblick Rücksicht Aussicht